Dienstag, 18. August 2009

Lofoten

Wenn man mit der Autofähre von Bodø nach Moskenes übersetzt und sich die Beine gegen die vibrierende Reling gestemmt, der Zackenlinie der rund 150 Kilometer langen Inselkette nähert, wird klar, warum die Wikinger den Lofoten einst den Beinamen "Insel der Götter" gegeben haben. Durch unzählige Brücken und einen Meerestunnel verbunden, führt die schmale Euopastraße E 10 durch dramatische Landschaft. Spiegelglatte, schwarze Felsen, vom Gletscher überformt, stürzen in das kristallklare Wasser der Fjorde hinab. Dem Gebirge vorgelagert liegen schmucke Fischerdörfer auf den flachen Inseln und Säumen der Strandflate. Die Nordseite der Insel ist dem offenen Atlantik und der untergehenden Sonne (Mitternachtssonne) zugewandt und besticht mit ihren blendend weißen Sandstränden.


Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.

Joseph Freiherr von Eichendorff


Wenn im Spätwinter der Dorsch aus der Barentsee im Eismeer zu seinen Laichgründen vor den Lofoten zieht, kommen Fischer vom Festland zur Inselgruppe, in der Hoffnung auf reichen Fang. Die Hälfte der Fische wird zur Herstellung des Törrfisk auf Trockengestellen aufgehängt. Nach zwei Monaten hat der Stockfisch 80 % seines Wassergehalts verloren und wird stocksteif und "brettlhart" in der ganzen Welt als Delikatesse gehandelt. Die im Sommer leerstehenden Fischerhütten werden als "Rorbuer" an die Touristen vermietet. Besonders die von starken Meeresströmungen durchfluteten Sunde zwischen den Inseln sind so fischreich, dass an manchen Stellen das Wasser vor Fisch zu kochen scheint.

Donnerstag, 13. August 2009

Im Land der Mitternachtssonne


Heute haben wir endgültig den Norden des Landes erreicht. Mit dem Überschreiten des Polarkreises sind wir im Land der Mitternachtssonne angekommen. Jetzt im August senkt sich der Lauf der Sonne zwar unter den Horizont, aber die Nächte sind kurz und dämmrig. Wenn das Wetter es zuläßt, können wir Sonnenuntergänge genießen, die die Welt zwei Stunden lang in warmes, rotes Licht tauchen. Nicht selten kommt es vor, dass wir noch um acht Uhr am Abend zu einer Wanderung aufbrechen.



Marmorslottet

Der Svartisen - "das Schwarze Eis" - ist der zweitgrößte Gletscher Norwegens. Unzählige Bäche stürzen vom Plateaugletscher und seinen mehr als sechzig Gletscherzungen herab. Einer von ihnen durchströmt die Marmorschlucht. Das hellblaue Wasser der Gletschermilch hat sich im harten Marmorfelsen in unglaublichen Formen seinen Weg gebahnt. Strudeltöpfe reihen sich aneinander. Fast sieht es so aus, als wäre das Wasser selbst im Stein erstarrt. In den Formen und Farben der Felsen findet man die Bewegung des Wassers wieder: senkrechte Wasserlinien, gekräuselte Wasserflächen, spritzende Gischt, elegante Kurven in Bewegung und Erstarrung nebeneinander.


Auf der Pirsch

Wenn bei uns Schallschutzmauern die Überlandstraßen begleiten, so sind es in Norwegen die Elchschutzzäune. Offensichtlich hat man hier Respekt vor den liebevoll "Moose" genannten Schwergewichtern. Unzählige Warnschilder "Store Elgfare" säumen den Straßenrand. Kollissionen mit Elchen fordern in Norwegen die meisten Todesopfer im Straßenverkehr und ein Elch im Gemüsegarten ist ungefähr gleichzusetzen mit einem Hagelunwetter in Lieboch. Trotzdem geht von den Elchen eine besondere Faszination aus, und nur wer einen gesichtet hat, ist ein echter Nordlandreisender.


Freitag, 7. August 2009

Trollheimen


Trollheimen zeigt sich am Morgen in geheimnisvollem Licht. Die Bergklötze haben eine Halskrause aus Nebelschleiern, grau schauen sie auf das freundliche Innerdalen herab, als wollten sie sagen: "Unten ist eure Welt. Heroben hausen die Trolle!" Wie ein mahnend erhobener Zeigefinger ragt die Felswand in den Himmel, unten im Tal grüne Matten und Birkenwäldchen, der Waldboden mit Schwarzbeerbüschen übersät.
Übrigens: Kann man sich an Schwarzbeeren überessen? Ja, man kann! Mit unserem Beerenrechen haben wir rasch einen Vorrat für die nächsten Tage gesammelt.
Unser Pfad führt über schwarzen Moorboden, der sich bei jedem Schritt schmatzend um unsere Füße schließt. Unsere Trekkingstiefel sind jetzt gerade richtig. Die Hosen sind bald übersät mit Torfpatzen und blauen Schwarzbeerflecken, aber unsere Füße bleiben trocken! Die wenigen Wanderer, denen wir begegnen, stapfen munter in ihren Bergschuhen dahin: Entweder wissen die Norweger nichts von dem Gatschgelände, oder, und das ist wahrscheinlicher, sie sind nicht so zimperlich wie wir. Wenn der Schlamm das erste Mal in die Schuhe hingeschwappt ist, scheint sich eine gewisse Gleichgültigkeit einzustellen. Jedenfalls schauen die Wanderer aus wie Kinder, die mit Begeisterung im Matsch herumgehüpft sind!
Sehr müde kehren wir bei der Renndølsetra ein. Hier könnte man genausogut auf einer steirischen Alm sein! Wir werden mit landesüblichen Waffeln, gefüllt mit himmlischer Marmelade und Sauerrahm verwöhnt.



Man sieht oft etwas hundertmal, tausendmal,
ehe man es zum ersten Mal richtig sieht.

Christian Morgenstern


An dieser Stelle wollen wir alle, die unseren Blog verfolgen und mit ihren Kommentaren bereichern, sowie alle email-Schreiber herzlich grüßen. Leider haben wir meist nur für kurze Zeit Zugang zum Internet und können daher nicht persönlich antworten.
Wir freuen uns aber immer sehr von euch zu hören!! :)

Mittwoch, 5. August 2009

Atlanterhavsveien


Drei Wochen in Norwegen unterwegs und noch keinen Fisch gefangen!? - Jetzt wird es aber Zeit! Angelausrüstung erstanden, noch einige Tipps vom mitleidig lächelnden Verkäufer und als Glückwunsch ein "Shit fish"! Wir wundern uns!
Am Atlanterhavsveien stehen die Fischer Schulter an Schulter und halten ihre Angelruten von der Brücke in den schmalen Sund, durch den das Wasser im Gezeitenwechsel strömt. Learning by doing - einfach nachmachen ist unsere Devise. Nach fünf Minuten zappelt der erste Fisch an der Leine! Wir glauben schon an unser Anfängerglück, da - schwupp - hat er sich befreit und weg ist er. Das war´s dann für den Rest des Tages!
"Shit fish" bekommt plötzlich Sinn!




Es gibt eine Stille, in der man meint,
man müsse die einzelnen Minuten hören,
wie sie in den Ozean der Ewigkeit hinuntertropfen.

Adalbert Stifter

Freitag, 31. Juli 2009

Der Jostedalsbree


Der Jostedalsbree ist der größte Gletscher auf dem europäischen Festland.
Sein bis zu 500 Meter dicker Eispanzer bildet ein über 60km langes Hochplateau von dem rund zwei Dutzend Gletscherzungen in die angrenzenden Täler fließen.






Am Abend nach unserer Gletschertour erreicht uns die Nachricht vom Hagelunwetter zu Hause in Lieboch! Da loben wir uns das norwegische "Sauwetter"!
Liebe Grüße an unsere Monika und an alle, die ihr beistehen!

Die Stabkirchen


Noch immer steht sie hier, als ein Zeichen in der Dämmerung,
neigt sich gegen den Rand der Geschichte.
Hoch oben die alten Öffnungen: winzige Pforten für den Tag,
Luken abgeschabt und zerfasert vom Licht,
das sich hereinzwängt seit achthundert Jahren.
Tiermäuler, Engelschwingen und Drachen,
Rankwerk in Ocker, Rot, Grau und Weiß -
ein gewundener Weg zwischen Paradies und Verdammnis.
In einem kühlen Gang, auf einem Pfahl unterm Gesims
dämmert das Gesicht eines unbekannten Tieres auf.
Es kam hierher aus den Träumen eines deiner Ahnen.
nach Paul-Helge Haugen




Die Stabkirchen sind der bedeutendste Beitrag Norwegens zur Architektur der Welt. Im tiefsten Mittelalter fand das Christentum seinen Weg in den hohen Norden. Die Kirchenbauten gehen bis ins 11. Jhdt. zurück und spiegeln die Tradition der Bauweise der Wikingerschiffe wieder. Die hervorragende Baukunst der Handwerksleute und der schwarze Teer, der für die Konservierung des Holzes sorgte, ließ die Kirchen die lange Zeit nahezu unbeschadet überstehen.

"Kan jeg fa se forerkort ditt, takk?"
(Führerscheinkontrolle!)





Die verstehen sehr wenig,
die nur das verstehen, was sich erklären lässt!

Marie von Ebner-Eschenbach


Donnerstag, 30. Juli 2009

Rallarvegen Flamsbanen


Die Flamsbahn ist eine der schönsten und eindrucksvollsten Bahnstrecken der Welt. Auf 20 km Fahrtstrecke von Flam nach Myrdal wird ein Höhenunterschied von 866m überwunden. Die Serpentinen und ein Wendetunnel, der in Schleifen auf mehreren Ebenen in den Berg hinein - und hinausführt, ist ein Zeugnis der kühnsten Ingenieurkunst. Flüsse und Bäche winden sich durch tiefe Schluchten, Wasserfälle stürzen über die schroffen Felshänge, Bergbauernhöfe klammern sich an steilen Abhängen fest.
Im Bahnhof von Flam drängen sich Touristen aus der ganzen Welt. Wir verladen unsere Räder und erkämpfen uns einen Fensterplatz im Waggon. Im Zug wird vor jedem Fotostop eine Ansage gemacht - dann stürmen alle zur linken bzw. rechten Fensterseite ("Ahh! Ohh! Wow! Fantastic!")

In Myrdal angekommen schwingen wir uns auf unsere Räder (die sind schon ganz rostig!) und los geht's hinab in die Tiefe.
Es wird die Radstrecke unseres Lebens!






Wer noch staunen kann, wird auf Schritt und Tritt beschenkt.
Oskar Kokoschka

Freitag, 24. Juli 2009

Troldhaugen - die Heimat Edvard Griegs


Was den Österreichern Mozart ist, das ist den Norwegern Edvard Grieg - die norwegische Volksseele in der Sprache der Musik.
In Troldhaugen verbrachte er die letzten 20 Jahre seines Lebens in Ruhe und Abgeschiedenheit. Die Landschaft am Nordas See war ihm Inspirationsquelle.
"Es fiel mir wie Schuppen von meinen Augen! Erst durch die Stille der Landschaft und in den nordischen Volksliedern lernte ich meine eigene Natur kennen!"
Besonderer Höhepunkt für uns: Ein kleines Klavierkonzert im "Troldsalen" mit Panoramafenster zur Komponistenhütte.
Wie wär's mit einer Kostprobe von Griegs wunderbarer Musik?
Im folgenden Link zu youtube hört ihr Solveigs Song aus der Peer Gynt Suite.
http://www.youtube.com/watch?v=5hkjxr_sBWs&hl=de


Griegs Komponierhäuschen über dem freundlichen Blau des Fjordwassers.

Bergen


Wenn die Kreuzfahrtschiffe im Hafen anlegen, ergießt sich ein Schwall von Touristen aus aller Herren Länder über den
berühmten Fischmarkt. Vom frühen Morgen bis zum Abend häufen die Bergenser Händler auf ihren Ständen alle Köstlichkeiten des Meeres und der Flüsse des Hinterlandes auf. Mühelos wechseln sie zwischen Norwegisch, Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch und Japanisch und bieten kleine Häppchen von Lachs kaltgebeizt, Lachs warm geröstet, Lachs in Cognac eingelegt und Walfleisch an.



Bergen, die Regenhauptstadt der Welt

Dienstag, 21. Juli 2009

Die Hardangervidda

Mit 7400 km2 das größte Gebirgsplateau Europas, seit 1981 Nationalpark, eine Fjelllandschaft mit einer durchschnittlichen Seehöhe von 1200 Metern: diese Herausforderung können wir natürlich nicht links liegen lassen, da müssen wir rauf!


Als wir die Hochebene erreichen, lassen wir die letzten Krüppelbirken zurück und eine endlos erscheinende Weite tut sich auf. Moorige Lacken, Wollgras, Moose und Flechten, einige Schneehühner, die kreischend das Heil in der Flucht suchen...! Ein wolkiger Himmel, in alle Richtungen der selbe Blick. Wir stellen fest, dass wir das Gefühl für Zeit und Raum verlieren. Man geht und geht, nichts ändert sich - kein Baum, kein Berg als Anhaltspunkt für die zurückgelegte Strecke. Eingehüllt und vermummt, um den "Müggen" keine Angriffsfläche zu bieten, stapfen wir dahin!



Zweifle nicht am Blau des Himmels,

wenn über deinem Dach dunkle Wolken stehen.
Weisheit aus Indien


Samstag, 18. Juli 2009

Latefossen



Um an die Quelle zu gelangen,
muss man gegen den Strom schwimmen.


Nach fast fünf Tagen Anreise sind wir jetzt endlich in Fjordnorwegen angekommen. Auf schmalen, aber gut ausgebauten Straßen ginge es flott dahin, wären nicht die vielen Fotostopps. Seen und Fjorde wechseln sich in ununterbrochener Folge ab, tosende Wasserfälle stürzen von den Steilwänden. In den ungezähmten Flüssen tummeln sich Lachse und Forellen, Holzhäuschen in allen Farben schmiegen sich in die romantische Landschaft.

Das schönste Wochenendhäuschen Norwegens!


Als erfahrene Nordeuropareisende wissen wir bereits, dass man sich vom Wetter nicht abschrecken lassen darf. Nach dem Motto "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung" starteten wir unsere erste Wanderung bei Nebel und Nieselregen. Der Preikestolen (Predigtstuhl), eine Kanzel, 30 Meter überhängend, erhebt sich 600 Meter über dem Blau des Lysefjordes und ist mit seinem Tiefblick eines der bekanntesten Fotomotive Norwegens. Wie das mit dem Wetter ausgegangen ist, seht ihr auf den folgenden Fotos.


Stavanger - das Tor zum Fjordland!


Möwengeschrei in den Ohren, der Geruch nach Fisch in der Nase, Knattern der Segel im Wind, Matrosen auf dem Mast des Schoners "Götheborg"!
Wetterbericht: Regen - Sonnenschein - Regen - Sonnenschein - Regen - Sonnenschein . . . .


Gehe nicht, wohin dein Weg führen mag,
sondern dorthin, wo kein Weg ist,
und hinterlasse eine Spur.

Ralph Waldo Emerson

Dienstag, 14. Juli 2009


Wohnmobil überladen – stopp – erste 1000 km gefahren – stopp – Matrosenklänge im Hamburger Hafen gehört – stopp – Fähre gebucht – stopp – los geht´s!

Sonntag, 3. Mai 2009

Reisevorbereitung

Nix wie weg! Mitte Juli starten wir unsere große Nordlandreise! Damit wir während der Fahrt den Kontakt mit euch nicht ganz verlieren, richten wir diesen Blog ein. Hier gibt es Neues von unseren Erlebnissen und die Möglichkeit für euch, uns von zu Hause zu berichten.
Bis bald!